Der Dortmunder Arbeitskreis gegen Rechtsextremismus, zivilgesellschaftliches Bündnis aus der Mitte der Gesellschaft, hatte eingeladen und sagenhafte 30.000 Menschen folgten dem Aufruf. Sie alle standen auf für Demokratie und gegen Menschenverachtung, darunter auch viele aus umliegenden anderen Städten. Sie unterstützten, was der Arbeitskreis seit 20 Jahren unerschrocken vertritt: „Dortmund ist bunt, nicht braun!“

Schon eine Stunde vor dem offiziellen Start war klar: Das wird was Großes. Die größte Demo seit Jahrzehnten in Dortmund, wie Jutta Reiter, DBG, und Sabine Fleiter, Evangelische Kirche, beide vom Arbeitskreis, begeistert feststellten. Der Platz vor der Alten Steinwache füllte sich immer mehr. Junge und Alte, politisch Aktive und solche, die „nur“ zu Wahlen gehen, Veganerinnen und Wurst-Liebhaber, aber auch Ur-Dortmunder*innen und solche, für die die Stadt zur zweiten Heimat geworden ist. Die öffentlich gewordenen Pläne des Geheimtreffens von Mitgliedern der AfD, der Identitären Bewegung, von Burschenschaftern und „Werteunion“ empören viele. Eine Konferenz zur „Remigration“ nur wenige Kilometer entfernt vom Ort der Wannseekonferenz von 1942, wo die Vernichtung der jüdischen Menschen geplant wurde. Sie nennen es „Remigration“ – und meinen Deportation.

Selten zeigte sich die hässliche Fratze, der völkisch-nationalistische und rassistische Charakter der sogenannten Alternative für Deutschland, so deutlich wie diesmal. Selten zeigte sich aber auch so deutlich, wo die übergroße Mehrheit steht. Der Demokratieforscher Matthias Quendt meint, das neue Engagement in Deutschland sende auch eine emotionale Botschaft, erzeuge „Frustration“ und einen „Verlust an Energie“ in AfD-Kreisen. Sie hätten nicht damit gerechnet, dass sich so viele Menschen für die Demokratie einsetzen.

Nach einer guten Stunde setzte sich der Demozug in Dortmund in Bewegung. Begleitet von Spielmannszügen kam zwischendurch fröhliche Stimmung auf. Dazu trugen auch die vielen kreativen Plakate bei: „Conny redet nicht mit Faschos“ oder „Nazis essen heimlich Döner“, aber auch „Es ist fünf vor 1933“ und „So hat es damals auch angefangen“.

Im Tunnel auf der Schützenstraße versuchten sich auch Demo-Neulinge an Sprechchören – hunderte riefen entschlossen „Niemand mag die AfD!“ Oben auf der Brücke stand ein Vermummter und fotografierte die Menge. Die Bedrohung von rechts ist real – das wissen sie hier in Dortmund. Schließlich ging es zum Platz zwischen Bahnhof und Katharinentreppe. Dort empfing das Deutsche Fußballmuseum mit der Leuchtschrift: „Vielfalt ist unsere wertvollste Trophäe“.  

Begeisterung machte sich breit, als es hier immer mehr wurden. Der Reigen der folgenden Beiträge zeigte die bunte Mischung der demokratischen Stadtgesellschaft: Oberbürgermeister, Kirchen, Gewerkschaften und Verbände, Migrantenorganisationen, VMDO und Rat der Muslime, junge Leute, Jugendring und Unverpacktladen, und nicht zuletzt die Dortmunder Club- und Konzert-Szene, die die Versammlung mit cooler Musik und Technik supportet. Sie alle sind einig: Wir schweigen nicht.

 „Wer Hass gegen andere schürt und damit auf Stimmenfang geht, der muss raus aus den Parlamenten. Konsequent und schleunigst.“ Das gab Ulf Schlüter, Vizepräsident der Evangelischen Kirche in Westfalen den Menschen mit auf den Weg. Am 9. Juni ist Europawahl, im Herbst Landtagswahlen.

„Das tut so gut“, strahlte ein Lüdenscheider, dessen Wiege nicht in Deutschland stand. „Als Ausländer denkt man ja manchmal, dass alle die AfD toll finden. Aber schaut nur – das sind so viele, die anders denken“. Und eine Frau auf der Treppe am Hauptbahnhof sagte: „Ich hab Gänsehaut – so was hab ich noch nie erlebt!“.

Mehr Informationen zum völkischen Charakter der AfD finden Sie hier (Langtext) und hier (Flyer)


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