Am 25. Mai zog die Demonstration vom Adlerturm, am Ostwall entlang und über den gesamten Osten- und Westenhellweg. (Foto: Pia Soldan)

Pfarrer Friedrich Stiller und Georg Deventer, Leiter der Versammlung am 25. Mai 2024 in Dortmund, erklären:

„Die Demonstration am Samstag war ein großer Erfolg für die demokratische Stadtgesellschaft. 4000 Dortmunderinnen und Dortmunder haben mit Kundgebung, Demonstration und Menschenkette erneut ein klares Zeichen gesetzt, dass diese Stadt BUNT statt braun ist. Sie haben deutlich gemacht, welche Gefahren von der Partei ausgehen, die eben keine Alternative für Deutschland ist, sondern mit ihrer völkisch-nationalistischen Ideologie die Demokratie untergräbt und Migrant*innen die Menschenrechte abspricht.

Bei der Europawahl am 9. Juni muss sich der Protest an der Wahlurne auswirken. Alle können wählen, was sie wollen, aber die demokratischen Kräfte müssen gestärkt werden. Wir haben die Wahl!

Die Menschenkette wurde über den ganzen Hellweg geschlossen, also über 1,3 Kilometer. Das ist einmalig in Dortmund. Es zeigt: Die Brandmauer gegen die AfD steht in Dortmund! Allen in der Kette danken wir für die fröhliche und ausgelassene Stimmung.

Sehr viele Menschen mit ihren unterschiedlichen Weltanschauungen und politische Positionen waren beteiligt. Die gemeinsame Basis ist Artikel Eins des Grundgesetzes: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Wir stehen zusammen ein für Demokratie und Rechtsstaat, Freiheit und Menschenrechte. Der Tag war insofern auch eine nachgeholte Feier zum 75. Jubiläum des Grundgesetzes. (Der Arbeitskreis hat das Jubiläum auch in einer eigenen Erklärung am 23. Mai 24 gewürdigt.)

Der Dortmunder Arbeitskreis gegen Rechtsextremismus fühlt sich als Abbild der toleranten und weltoffenen Stadtgesellschaft durch die große Unterstützung ermutigt, weiter voranzugehen beim Einsatz gegen die Demokratiefeinde. Wir bitten alle Bürger*innen, uns auch in Zukunft zu unterstützen.

Zu danken ist Oberbürgermeister Thomas Westphal, Neven Subotic, Bastian Schlange von CORRECTIV und den anderen Redner*innen für ihre engagierten Beiträge. Besonders danken wir den Musiker*innen, die am Hellweg für tolle Atmosphäre gesorgt haben, und den Glocken von St. Reinoldi, die uns unterstützt haben. Wir danken Yves Oecking für Bühne und Technik und den zahlreichen Ordner*innen aus vielen Mitgliedsorganisationen, die sich ehrenamtlich engagiert haben.“

Dortmund, den 26.5.24, Friedrich Stiller und Georg Deventer, Arbeitskreis gegen Rechtsextremismus

Im Anhang dokumentieren wir die Eröffnungsrede von Pfr. Friedrich Stiller, Co-Sprecher des Arbeitskreises:

„Liebe Dortmunderinnen und Dortmunder, liebe Freundinnen und Freunde!

Herzlich willkommen zur Kundgebung „Wir haben die Wahl“. Herzlich willkommen im Namen des Dortmunder Arbeitskreises gegen Rechtsextremismus.

Der Dortmunder Arbeitskreis gegen Rechtsextremismus steht dafür, dass die Naziszene in Dortmund in den letzten 20 Jahren auf sehr hartnäckigen Widerstand gestoßen ist. 

Der Dortmunder Arbeitskreis gegen Rechtsextremismus steht dafür, dass Gewerkschaften, Kirchen, Wohlfahrtsverbände, Bildungseinrichtungen, Parteien trotz aller Unterschiede zusammenarbeiten als Abbild der toleranten und weltoffenen Stadtgesellschaft.

Der Arbeitskreis gegen Rechtsextremismus steht dafür, dass Dortmund BUNT statt BRAUN bleibt!

Danke, dass ihr uns in den Jahren immer wieder unterstützt habt, und danke, dass ihr auch heute Mittag wieder hierhergekommen seid.

Liebe Freundinnen und Freunde!

Wer hätte das gedacht, dass in Deutschland nach 1945, nach den Verheerungen des Nationalsozialismus, eine Partei mit völkisch nationalistischer Gesinnung so viel Unterstützung bekommt, mehr als 20 Prozent bundesweit in Umfragen. 

Wer hätte das gedacht, dass in Deutschland nach 1945 und den Verheerungen des Nationalsozialismus, wieder Geheimtreffen stattfinden, in denen Gedankenspiele von „Remigration“ angestellt werden, also der Ausbürgerung und letztlich Deportation von Millionen Menschen. 

Aber wer hätte auch gedacht, dass sich auf die Veröffentlichung dieses Geheimtreffens hin – CORRECCTIV sei Dank – Hunderttausende auf die Straße gehen für Demokratie und ungeteilte Menschenrechte, in nahezu allen Städten der Republik. Am Ende waren es mehr als 3 Mio. Menschen, und in Dortmund 30.000 – ich vermute, ihr alle wart dabei.

Aber jetzt ist es an der Zeit , wieder auf die Straße zu gehen. Jetzt kommt es darauf an , dass sich der Protest an der Wahlurne auswirkt. Darum werben wir heute auch für die Europawahl am 9. Juni. Alle können wählen, was sie wollen, aber geht wählen und stärkt die demokratischen Kräfte.

Wir müssen verhindern, dass die Falschen triumphieren. Wir müssen verhindern, dass der Tag ein Aufbruch für die AfD wird. 

Diese Partei, die eben Keine Alternative für Deutschland ist .

Diese Partei , die nach höchstrichterlichem Urteil vom Verfassungsschutz beobachtet werden kann.

Diese Partei, in der der Spitzenkandidat für Europa sich hinstellt und die infame Lüge verbreitet, nicht alle SS- Männer seien Verbrecher gewesen. Obwohl sie, wie alle wissen, die KZs bewacht und den Holocaust organisiert haben.

Diese Partei, die – wie sich jetzt zeigt- dieses Land, seinen Wohlstand und seine Freiheit an China verkaufen und dem Imperialismus Putins ausliefern will. Das wollen Patrioten sein?

Liebe Freunde, liebe Freundinnen: Wir sind die wahren Patriot*innen! Denn wir verteidigen dieses Land, wie es gemeint ist, mit Demokratie und Rechtsstaat, Freiheit und Menschenrechten, ohne nationalistische Überlegenheitsgefühle und ohne rassistische Untertöne.

Wir sind nicht nur gegen etwas, wir sind auch für etwas. Wir stehen für die Demokratie nach dem Grundgesetz, wir stehen für Artikel 1: Die Würde des Menschen ist unantastbar!

Vorgestern war der 75. Jahrestag des Grundgesetzes. Darauf können wir stolz sein, und dafür sollten wir dankbar sein. Im Grundgesetz steht, was uns verbindet: Menschenrechte, persönliche Freiheit, freie Wahlen, soziale Gerechtigkeit und eine rechtsstaatliche Ordnung. Das sollten wir zusammen bewahren und beschützen.

Und darum sind wir heute unterwegs. Um auf den Wert der Demokratie hinzuweisen und die Demokratiefeinde in ihre Schranken zu weisen. Wir sind die Mehrheit, nicht sie!

Darum sagen wir: Es ist 5 vor 12.

Darum gehen wir nachher los und bilden eine Menschenkette über den Hellweg, in der Mitte der Stadt, als klares Zeichen:

•          Wir sind die Mitte der Gesellschaft,

•          wir sind die Brandmauer gegen die AfD,

•          und vor allem: Dortmund bleibt bunt statt braun.

Danke,  dass ihr das heute unterstützt!“