Rassismus ist das häufigste Motiv für Attacken

Die Zahl der rechten Gewalttaten bleibt in NRW auf hohem Niveau. In Nordrhein-Westfalen sind im vergangenen Jahr fast genauso viele Menschen Opfer von rechtsextremer, rassistischer oder antisemitischer Gewalt geworden wie 2019.

Die beiden Beratungsstellen für Opfer rechter Gewalt zählten 198 Gewalttaten, nur vier weniger als 2019, wie die Opferberatung Rheinland in Düsseldorf und die Beratungsstelle BackUp in Dortmund mitteilten. Die Zahl der von den Taten direkt betroffenen Menschen sank gegenüber dem Vorjahr von 322 auf 267 – als einen möglichen Grund nennen die Beratungsstellen, dass sich wegen der Corona-Pandemie weniger Menschen im öffentlichen Raum bewegten.

Auch 2020 sei Rassismus mit 138 Fällen (69 Prozent) das mit großem Abstand häufigste Motiv für rechte Gewalttaten gewesen, hieß es weiter. Darunter waren demnach 27 Attacken gegen Schwarze, 23 gegen Geflüchtete und 18 gegen Muslime. Auch die überwiegende Mehrheit der dokumentierten Angriffe auf Kinder und Jugendliche sei rassistisch motiviert gewesen (86 beziehungsweise 80 Prozent). 43 Taten richteten sich gegen politische Gegner, acht hatten antisemitische Beweggründe.

Einen deutlichen Anstieg verzeichneten die Berater bei Attacken im direkten Wohnumfeld der Opfer von zwei im Jahr 2017 auf 19 in 2020. Mit 13 Fällen wurden 2020 mehr als doppelt so oft wie im Vorjahr Angriffe im Zusammenhang mit Demonstrationen verübt. Zumeist waren Medienvertreter betroffen – in sechs von acht Fällen ereigneten sich diese Gewalttaten bei Demonstrationen gegen die Corona-Schutzmaßnahmen. In den vergangenen Jahren zurückgegangen seien Angriffe auf Asylunterkünfte: 2017 habe es 31 solcher Taten gegeben, 2020 etwa halb so viele.

Bei den rechten Gewalttaten handelte es sich den Angaben zufolge 166 Mal um Körperverletzung (darunter mindestens 47 gefährliche Fälle sowie eine versuchte Tötung), 22 Mal wurden massive Bedrohungen und Nötigungen registriert. Nach wie vor ereigneten sich drei Viertel der Angriffe in Großstädten: Dortmund war mit 22 Taten am stärksten betroffen, gefolgt von Essen und Düsseldorf (jeweils 16), Duisburg und Köln (je 13) und Wuppertal mit elf Fällen.

Die Beratungsstellen unterstützen seit rund zehn Jahren Betroffene rechtsextremer, rassistischer, antisemitischer und anderer menschenfeindlich motivierter Gewalt. BackUp in Dortmund berät seit Ende 2011 Menschen aus den Regierungsbezirken Arnsberg, Detmold und Münster. Für Betroffene aus den Regierungsbezirken Düsseldorf und Köln bietet die Opferberatung Rheinland (OBR) in Düsseldorf seit Mitte 2012 Unterstützung.

Quelle: epd